top of page

Hinter den Steinen 2023

Im September 2023 starteten wir mit Hinter den Steinen als außerschulisches Projekt. 11 Schülerinnen und Schüler meldeten Interesse an. Damit erreichten wir die geplante Zahl an Teilnehmenden, plus eins.  

Von Beginn an nahmen die Jugendlichen, die sich aus den 10. und 11. Klassen des Otto-Schott-Gymnasiums Jena zusammensetzten, mit großem Interesse an den Projekttagen teil und entwickelten schnell eigene Interessen, erweiterten und bereicherten das Projekt durch eigene Ideen und selbständiges Arbeiten. Dies erfüllte das konzeptionelle Vorhaben, die Schülerinnen und Schüler aktiv in den Prozess einzubinden. 

5 Referat über jüdisches Leben in Jena mit Thomas Schnabelrauch.jpg

Nach einer theoretischen Einführung in das Vorhaben und allgemeinen Erläuterungen zum Thema Podcast, Reportage, Dokumentation und Feature, fand zuvorderst ein Vortrag über jüdischen Leben in Jena unter der Leitung von Thomas Schnabelrauch statt. Herr Schnabelrauch ging nicht nur auf die Zeit zwischen 1933 und 1945 ein, sondern erläuterte die Geschichte jüdischen Lebens auf dem gebiet des heutigen Deutschlands und erklärte die Entstehung von Ressentiments gegen Jüdinnen und Juden in der Geschichte und das Aufkommen von Antisemitismus. 

Darüber hinaus wurde auch auf andere "Opfergruppen" eingegangen, wobei die Teilnehmenden der so genannten Euthanasie besondere Aufmerksamkeit widmeten, was nicht zuletzt daran lag, dass während des Projektzeitraums zwei neue Stolpersteine für zwei im Rahmen des "T4-Programms" ermordete Kinder in Jena verlegt wurden. 

Ein weiterer Bestandteil des Projektes war ein Stadtrundgang entlang der Stolpersteine, der von Till Noack vom Arbeitskreis sprechende Vergangenheit geführt wurde. Im Zuge dessen ging Herr Noack auf verschiedene Einzelschicksale ein, stellte Broschüren zu jüdischem Leben in Jena zur Verfügung und verwies ebenfalls auf andere "Opfergruppen". So führte er die Teilnehmenden auch zu einer Gedenktafel, die den Opfern der so genannten Euthanasie gewidmet ist. Wie später auch Frau Dr. Renate Renner, verwies er darauf, dass der Begriff "Euthanasie" für die Tötungen von Menschen mit geistigen und körperlichen Behinderung nicht angemessen ist.

2 Tafel Rathaus Rundgang Till Noack.jpg
9 Gruppenarbeit am Gym - Storyboard erstellen.jpg

Anschließend begann die Projektphase, die sich mit der Erstellung der Storyboards für die beiden geplanten Features widmete. Hierzu gehörte neben dem Entwurf der beiden Geschichten, die erzählt werden sollten, vor allem Recherche, das Arbeiten an Texten und Inhalten, sowie die Beschäftigung mit der Dramaturgie. 

Schnell entwickelten die Schülerinnen und Schüler eigene Ideen. Während eine der beiden Arbeitsgruppen sich mit dem Schicksal von Clara Rosenthal beschäftige, forschte die andere Gruppe weiter zum Thema "Euthanasie" und dem Vernichtungsprogramm "T4". 

Im Rahmen dessen nahmen die Jugendlichen an einem abendlichen Vortrag in Jenaer Café Wagner teil, der sich der Verlegung zweier neuer Stolpersteine widmete. Hier gingen unter anderem Frau Dr. Susanne Zimmermann und Frau Dr. Renate Renner auf die systematische Ermordung von Menschen mit Behinderungen, speziell auf die Kinder ein, für die am Folgetag Stolpersteine verlegt wurden. Es muss an dieser Stelle das beeindruckende Interesse der Teilnehmenden erwähnt werden, die neben ihren schulischen Aufgaben und anderen Beschäftigungen in AGs und Sportvereinen, ihre knapp bemessene Freizeit den Themen des Projektes widmeten. 

Ebenfalls muss hier die wichtige Arbeit von Sandra Bolscho erwähnt werden, die die Gedanken und Belastungen hinsichtlich der thematischen Inhalte sozialpädagogisch abfedern konnte. 

11 Vortrtag über die 7 neuen Stolpersteine der Opfer s.g. Euthanasie.jpg
10 Arbeitsmaterialien.jpg

Anschließend erfolgten weitere Recherchen, die Präzisierung der Storyboards und erste Aufnahmen. Unter anderem trafen sich die Schülerinnen und Schüler erneut mit Frau Dr. Renate Renner und Frau Dr. Susanne Zimmermann, um diese zu interviewen. Auch ein Treffen mit dem Rosenthal-Experten Dietmar Ebert wurde organisiert, der nicht nur Einblicke in das Leben der Familie Rosenthal gab, sondern auch durch deren Villa führte, die heute ein beliebter Ort für kulturelle Veranstaltungen ist. Ebenso wurden Straßen-Interviews geführt, um Menschen nach den Stolpersteinen zu befragen.  Die Ergebnisse flossen in die Features ein. 

In der letzten Projekt-Phase wurden die Stimmen der Sprecherinnen und Sprecher aufgenommen, die von einer Schülerin auf einer Geige eingespielte Musik aufgezeichnet und die Audio-Puzzle im Schnitt zusammengesetzt. Hierfür nutzten wir unter anderem Räume im Otto-Schott-Gymnasium. Da die Teilnehmenden von so viel Begeisterung und Interesse dabei waren, nutzten wir zudem an den Wochenenden die Büro-Räume des Thüringer Lese-Zeichen e.V.. Finetuning und Mastering wurden dann in den Home-Studios von Marcel Schreiter und M.Kruppe vorgenommen.  

20241211_102409.jpg
20231115_170336.jpg

Schließlich wurden die Ergebnisse am 15.11. 2023 in der Villa Rosenthal in Jena präsentiert. Es nahmen etwa 60 Menschen an der Präsentation teil, darunter Eltern, Freund*innen der Schüler*innen, Lehrer*innen des Otto-Schott-Gymnasiums aber auch anderer Schulen und alle beteiligten Expert*innen .
Im Anschluss daran wurde sowohl in der öffentlichen Diskussionsrunde, als auch in anschließenden Einzelgesprächen mehrfach die Arbeit und das Ergebnis gelobt, unter anderem von den beiden Doktorinnen, von Till Noack und Dietmar Ebert, aber auch von Lehrer*innen und dem Direktor des Otto-Schott-Gymnasium, der, wie viele andere auch, die Wichtigkeit betonte, das Projekt fortzusetzen. Auch die Schüler*innen hatten großes Interesse an der Fortsetzung und brennen darauf, weiter am Thema zu arbeiten. Zu erwähnen sei noch, dass einige erarbeitete Inhalte in Seminarfacharbeiten der Teilnehmenden einfließen werden. 

bottom of page